Machen wir es für den Kunden
Welche Trends sind aktuell im Schadenmanagement besonders relevant? Welche Rolle spielen Start-ups und InsurTechs? Wie kann ein Innovationshub Versicherer unterstützen? Ausgewählte Experten der Versicherungsforen Leipzig geben nachfolgend kurze und prägnante Antworten auf die viel diskutierten Zukunftsfragen.
Was sehen die Versicherungsforen als die wesentlichen Trends im Bereich Schadenmanagement für die kommenden Jahre?
Kathleen Joost, Projektleiterin Messekongress Schadenmanagement & Assistance Versicherungsforen Leipzig:
Der Einsatz neuer Sensorentechnologien in Privathaushalten wird Schäden durch austretendes Leitungswasser oder Einbruchdieb-stahl verringern oder ganz verhindern. Moderne Methoden der Schadenerfassung, wie zum Beispiel über moderne Smartphone-Kameras oder Drohnen, werden die Kosten und die Dauer der Schadenregulierung in komplexen Schadenfällen senken. Gemeinsam mit Datenspezialisten werden Versicherer beginnen, ihre seit Jahren brachliegenden Schätze an gesammelten Schadendaten zu nutzen. Basierend auf Erfahrungswerten der Vergangenheit und Methoden der künstlichen Intelligenz erhält der Sachbearbeiter automatisch Regulierungsempfehlungen. Somit können Regulierungszusagen innerhalb von Sekunden gegeben und die gesamte Schadenbearbeitungszeit deutlich verkürzt werden.Sofern beide Aspekte zusammenspielen (Sensoren und Daten) wird der Versicherer im Idealfall vom Schadenbeseitiger zum Schadenverhinderer. Er zeigt individuelle Risiken an und gibt Verhaltensempfehlungen zur Vermeidung des Schadens und während des Schadeneintritts. Große Bedeutung wird dies insbesondere für den wachsenden Markt von Cyberpolicen haben.
Wie könnte man mit dem Themenkomplex ‚neue Marktteilnehmer‘ umgehen, sodass man zukünftigen Markterfolg nicht riskiert?
Robert Rieckhoff, Head of Operations New Players Network (Versicherungsforen Leipzig): Welche Rolle genau InsurTechs in der Assekuranz spielen werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Wir sind uns aber sicher, dass InsurTechs, bzw. auch andere neue Marktteilnehmer (also z. B. Start-ups, die keinen dezidierten Fokus auf die Versicherungsbranche haben, oder auch die großen Digitalunternehmen/GAFA sowie Player anderer Branchen) eine wichtige Rolle spielen werden. Start-ups können dabei vieles sein/werden, z. B. Technologielieferanten und -katalysatoren, Partner in einem bestimmten Ökosystem, Triebfeder für Innovationen, aber auch Investitionsobjekte, die hohe Renditen versprechen und zu Zeiten der Niedrigzinspolitik daher von Interesse werden. Schon heute haben Start-ups eine viel-schichtigere Rolle als oftmals wahrgenommen. Das gilt natürlich nicht für jedes junge Unternehmen. Es gibt viele „Copycats“ und nur überschaubar viele Start-ups, die echte Innovationen mitbringen. Es gibt aber auch viele Start-ups, die keinen speziellen Versicherungsfokus haben, schlaue Lösungen mitbringen aber noch nicht das passen-de Problem (Use Case) gefunden haben. Schaut man auf Digitalversicherer als InsurTechs, bringen diese spannende Ansätze mit, auch Kernprozesse zu hinterfragen und anders umzusetzen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Neue Marktteilnehmer werden zukünftig in der Versicherungsbranche eine wesentliche Rolle spielen. Wie diese genau aussieht, wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein. Fest steht, dass Versicherer sich positionieren, bzw. eine Strategie definieren müssen, wie man den neuen Marktteilnehmern gegenübertritt. Diese Positionierung und strategische Ausrichtung sollten regelmäßig hinterfragt und ggf. angepasst werden. Dazu ist natürlich unabdingbar, sich gezielt mit den Entwicklungen des Marktes auseinanderzusetzen. Dies benötigt Zeit, Kapazität und ein wenig Wissen, wobei wir als Versicherungsforen Leipzig mit dem New Players Network natürlich gern unterstützen.
Die Versicherungsforen haben auch eine Kooperation mit dem Insurance Innovation Lab? Inwieweit unterstützt dieser Innovationshub Versicherer, die eigene Perspektive zu verändern und zukunftssicher am Markt zu agieren? Gibt es bereits Erfolgsgeschichten, die weitererzählt werden können?
Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig: Versicherungsunternehmen haben häufig Probleme, die Kunden- und Stakeholdersicht bei ihrer Produktentwicklung und Prozessoptimierung sowie bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle u integrieren. Externe Innovationseinheiten wie das Insurance Innovation Lab können bei dieser Aufgabe unterstützen, indem sie verschiedene Perspektiven in die Entwicklung einfließen lassen.Bisher ist der Produktentwicklungsprozess in Versicherungen insbesondere auf den Wettbewerb und die Anforderungen des Vertriebs ausgerichtet.
Die Optimierung der Prozesse, auch im Schadenmanagement, wird ebenfalls zumeist mit einem Fokus auf die Optimierung der internen Effizienz vorangetrieben. Die Fokussierung nach innen führt zu einem eingeschränkten Problemverständnis und folglich oft zu Lösungen mit geringem Differenzierungspotenzial gegenüber dem Wettbewerb. Daher ist es sinnvoll, gerade die bislang vernachlässigten Stakeholder, wie z.B. Kunden, in aktiver Form in die Gestaltung einer Lösung einzubinden. Während die Fachexperten aus dem Versicherungsunternehmen in diesem Vorgehen Lösungswissen in Form von Detailwissen über Prozesse und Produkte einbringen, tragen Kunden vornehmlich Wissen über ihre Bedürfnisse und Wünsche bei.
Dr. Hagen Habicht, Geschäftsführer Digital Impact Labs Leipzig: Das Insurance Innovation Lab ist ein gemeinsames Produkt der Digital Impact Labs Leipzig und der Versicherungsforen Leipzig. Der Wert dieser Kooperation für unsere Kunden besteht in der Kombination unserer Expertisen in den Bereichen Open Innovation und Assekuranz. Die gemeinsame Arbeit hat schon in einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, wie z. B. unseren Innovationswerkstätten und nutzerzentrierten Entwicklungsprojekten, hervorragend funktioniert. Dabei haben wir mittlerweile ein Spektrum an Versicherungsdomänen bearbeitet, so z.B. neue Produkte zur Arbeitskraftabsicherung (mit der Basler Lebensversicherung), eine All-in-One-Plattform für Cyber-Themen (mit der VHV Versicherungen) und ein situatives Rechtsschutzprodukt (mit der Roland RS).
Eine Herausforderung, vor der wir immer wieder stehen, sind unsere auf ein agiles Vorgehen wenig vorbereiteten Kunden. Versicherer haben in der Regel wenig Erfahrung mit professionellen Innovationswerkzeugen und agilem Arbeiten. Aus diesem Grund unterstützen wir Versicherer auch bei der systematischen Entwicklung ihrer Innovationsfähigkeit. Dazu gehören die Gestaltung und Implementierung einer Innovationsstrategie und –kommunikation, eines transparenten und leicht steuerbaren Innovationsprozesses sowie entsprechender Rollen und Verantwortlichkeiten. In Kombination unterstützen diese Maßnahmen die nachhaltige Transformation unserer Kunden.
Interessante Links: