Wenn Sport süchtig macht: Schadenregulierer David Steinbock im Interview
Von 0 auf 100 in weniger als 12 Monaten. Schadenregulierer David Steinbock machte 2018 Sport zum fixen Bestandteil seines Lebens und absolvierte noch im selben Jahr zwei Triathlons.
Wie alles angefangen hat und welche Auswirkungen die sportlichen Erfolge auf seine Arbeit als Schadenregulierer haben, erzählt er im Interview.
Du hast vor nicht allzu langer Zeit Red Bull und Zigaretten gegen Sport getauscht. Kann man das so sagen oder wie war es genau?
David Steinbock: Es gab mehrere Auslöser für den Prozess. Zu allererst wollte ich mit dem Rauchen aufhören. Mein Vater ist an Lungenkrebs gestorben und ich habe ihm das versprochen. Zweitens hatte ich ein paar Kilo zu viel. Drittens konnte ich mich noch gut an den motivierenden Vortrag von Wolfgang Fasching bei der KONfairENZ erinnern und an Schadenregulierer-Kollege Daniel Bilgeri, der daraufhin die Seven Summits gemacht hat. Da dachte ich mir, da muss doch auch bei mir etwas gehen. Übrigens: Ganz abstinent bin ich gegenüber Red Bull nicht geworden, denn es verleiht ja bekanntlich Flügel. Ich habe nur die Menge deutlich reduziert (lacht).
Deinen ersten Triathlon hast du im August 2018 in Pöttsching absolviert. Danach folgte der Triathlon in Ternitz. Erzähl uns ein bisschen darüber, wie du süchtig geworden bist.
Es geht relativ rasch, wenn man den inneren Schweinhund in den Griff bekommt. Das schafft man nach den ersten zwei bis drei Wochen. Beim Laufen sieht man relativ schnell, dass etwas weitergeht. Das hat mich angetrieben. Plötzlich wird das Training zum Selbstläufer. Im Grunde bin ich nicht süchtig nach Sport. Ich bin in der Zwischenzeit süchtig nach dem Gefühl des Auspowerns bzw. der Zielerreichung. Du schaffst plötzlich etwas, von dem du früher nicht geglaubt hast, dass du es erreichen kannst. Dieses Gefühl, das Adrenalin, macht mich süchtig und motiviert mich.
Wie wichtig sind Ziele und mentale Stärke?
Ich brauche immer das Ziel vor Augen. Ohne Ziele geht gar nichts. Ich habe mir nie vorstellen können, dass ich einen Triathlon bei 36 Grad absolvieren kann. Alles geht. Jetzt trainiere ich beispielsweise für den Wien Marathon. Einen Marathon läufst du im Training nicht. Hier entscheidet die Perspektive: Im Endeffekt muss man ja nur 43 x 1 km rennen – mehr ist es nicht. Der Ironman soll dann demnächst folgen.
Für die Zielerreichung entscheidet die Perspektive.
Wie bist du an dein erstes Training für den Triathlon herangegangen?
Wenn man googelt, bekommt man erste Hinweise. Mit der Zeit taucht man mit Zeitschriften, Büchern, etc. tiefer in die Materie ein. Außerdem habe ich einen Freund, der bereits den Ironman gemacht hat und von dem ich viele Tipps bekommen habe. Es sind oft die Kleinigkeiten, auf die es ankommt. Das Triathlon-Training selbst ist Gewohnheitssache. Im Wettkampf kann man zusätzlich auf das Adrenalin zählen, das einen puscht.
Du hast als Schadenregulierer eine abwechslungsreiche und intensive Arbeit. Wie integrierst du Sport?
Sport musst du fix einplanen. Ich habe das in meinem Terminkalender drinnen, genauso wie einen Besichtigungstermin. Beispielsweise hatte ich heute morgen Büroarbeit und am Nachmittag drei Besichtigungen. Um Punkt 10 Uhr bin ich laufen gegangen. Es ist nicht immer leicht, aber es funktioniert, wenn das Training fixer Bestandteil im Tagesablauf ist.
Hast du drei Tipps für alle, die mit Sport beginnen möchten?
1. Nicht immer sofort zum Arzt rennen, wenn etwas wehtut. Ich hatte zu Beginn starke Knieschmerzen. Mein Arzt hat mir gesagt: „Nicht aufhören, sondern weitermachen!“
2. Auf sich selbst schauen und im eigenen Tempo trainieren. Das ist besonders am Anfang wichtig.
3. Sich mit Gleichgesinnten zum Austausch zusammenschließen. Ich habe eine WhatsApp-Gruppe mit Freunden gegründet, die auch trainieren und wir posten unsere Trainingsergebnisse. Das spornt an und hilft den eigenen Schweinehund zu kontrollieren und zu drillen.
Wie gehst du mit Rückschlägen um?
Rückschläge und Schmerzen gehören dazu. Es wird immer Verletzungen geben, wenn man Sport macht. Diese muss man hinnehmen und dann weitermachen. Ich hatte zuletzt irrsinnige Rückenschmerzen. Mittlerweile mache ich mehr Muskeltraining, was hilft.
Rückschläge gehören einfach dazu.
Inwieweit unterstützt dich der Sport bei deiner Arbeit als Schadenregulierer?
Beim Ausdauersport hat man viel Zeit zum Nachdenken. Während des Laufens kannst du dir über Fälle Gedanken machen und gewinnst einen notwendigen Abstand. Danach bist du gestärkt und du siehst den Fall aus einem anderen Blickwinkel, was zu mehr Qualität der Arbeit führen kann.
Nach dem Sport siehst du auch Berufliches plötzlich anders.
Bist du auch beruflich als Schadenregulierer erfolgreicher?
Die Arbeitsmenge in der Schadenregulierung ist in Bezug auf die Aufträge dieselbe geblieben, aber es geht einfach besser. Wenn es einem allgemein besser geht, dann geht alles besser. Du hast mehr Motivation. 2019 möchte ich beispielsweise Spezialseminare machen, um mich in bestimmten Fachbereichen weiter zu verbessern. 2020 steht wieder eine Rezertifizierung für den europäischen Sachverständigen an.
Danke für das Interview.