„Das Gehirn ist ein Werkzeug“

Über den Tellerrand schauen, was Innovationen betrifft und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, gehen bei faircheck Hand in Hand. 2017 organisierte Andrea Winkler zum zweiten Mal das Leseevent „fairLesen“ gemeinsam mit der Kleinen Kinderzeitung und der Gemeinde Stattegg. Künstler Hans Beletz unterstützte dieses Jahr den kreativen Vormittag an welchem rund 50 Volksschulkinder aus unterschiedlichen Schulen teilgenommen haben. Im Interview erzählen Hans Beletz und Andrea Winkler über Kopflastigkeit, kreative Auszeiten und zukünftige soziale Projekte.

Hans Beletz, Sie sind als Künstler über die österreichischen Grenzen hinaus bekannt. Aus welchen Gründen haben Sie das faircheck-Event „fairLesen“ unterstützt?

Hans Beletz: So ein Projekt kann man immer unterstützen, denn das Thema Lesen ist wichtig. Was dazukommt, ist, dass ich zu faircheck eine besondere Beziehung habe. Die lange Bekanntschaft und Verbundenheit zu faircheck macht es noch leichter, gemeinsam einer guten Sache nachzugehen.

Warum ist gerade das Thema Lesen bzw. Kreativität so wichtig?

Andrea Winkler: Die Kinder von heute sind die Kunden und Mitarbeiter von morgen. Leute, die nicht gut lesen und sich nicht artikulieren können, tun sich schwer im Leben. Bei den Kindern war Lesen früher größer geschrieben als heute. Aktivitäten wie mit Ton arbeiten oder mit einem Künstler malen und einem Autor vorgelesen zu bekommen, machen den Kopf frei und in weiterer Folge auch mehr Lust auf Lesen. Die Förderung von Kindern ist auch in unserer unmittelbaren Umgebung wichtig. Deswegen haben wir Schulen in unserem Umfeld in die Veranstaltung eingebunden.

Hans Beletz: Wenn ich lese, dann habe ich Bilder im Kopf und dann kann ich meine Kreativität ausdrücken. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass Kinder in der ersten Klasse schöne Bilder und in der zweiten Klasse schon weniger schöne Bilder malen. In der vierten Klasse wird dann schon gar nicht mehr darauf Wert gelegt.

Früher war Lesen größer geschrieben als heute.

Was nehmt ihr vom Event „fairLesen“ mit?

Andrea Winkler: Die Kinder waren, obwohl die Veranstaltung schon gegen Ferienende war, sehr aufnahmefähig. Das Miteinander war besonders. In dem Moment, als die Kinder etwas Kreatives machen durften, haben sie viel mehr Rücksicht aufeinander genommen und sich schulübergreifend ausgetauscht.

Hans Beletz: Wir fördern alle den Kopf und andere Dinge fördern wir nicht mehr. Das Gehirn ist aber nur Werkzeug. Das Gehirn muss die Position der Unterordnung haben und es hat heute die Oberhand und dadurch zerstören wir viel. Wenn wir das Innere wieder hervorholen, könnten wir alle mit viel Schönes schaffen, achtsamer leben und das hat viel mit Kunst zu tun.

Wie kann die Kreativität bei Kindern und Erwachsenen gefördert werden?

Andrea Winkler: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich selbst einen Workshop mit einem Künstler in einer kleinen Runde organisiert. Ich war sehr erstaunt, wie offen ich nach dem kreativen Arbeiten war und wie sich meine Denkwelt verändert hat. Ich glaube, es ist wichtig, uns zwischendurch unsere Kopflastigkeit bewusst zu machen und mehr mit Herz und Intuition zu arbeiten. Bereits in Kindergarten und Volksschulen könnte das kreative Arbeiten mehr gefördert werden.

Hans Beletz: Warum können nicht schon in der Schule mehr die Einzelpersönlichkeiten gefördert werden? Wenn ich Kurse mache, dann versuche ich, die Teilnehmer in ihrer individuellen Art und Weise zu unterstützen, was wiederum das Selbstvertrauen stärkt. Ich hatte Claus Pack an der Kunstakademie. Die ganze Klasse hat gemalt wie er. Unbewusst habe ich mich so geschämt, weil ich gemacht habe, was mir getaugt hat. Am letzten Tag ist er gekommen und wollte mich bei einem vertiefenden Kurs dabeihaben, weil er gemerkt hat, dass ich meinen Weg gehen will.

Mit Kunst öffnet man sich für neue Ideen und Wege.

Funktionieren steht bei uns an erster Stelle. Wie kommen wir aus dem unbewussten automatischen Handeln bzw. aus dem Hamsterrad heraus?

Hans Beletz: Bis zu einem gewissen Grad komme ich nicht raus, aber wenn ich beispielsweise lese, mache ich ja genauso Pausen zwischen den Sätzen, dann kann ich das im Leben auch machen und ich lebe sofort mehr im Moment.

Andrea Winkler: Atemübungen und den Moment wirken lassen, kann helfen. Wenn ich beispielsweise einfach die Bilder eines Künstlers auf mich wirken lasse, bin ich bereits mehr bei mir selbst und kreativer.

Wie wichtig ist Kreativität und Kunst für Unternehmen?

Andrea Winkler: Gerade für Unternehmen ist Kreativität wichtig. Ich glaube, dass Unternehmen, die bewusst Auszeiten für schöne Dinge im Leben gewähren oder sich für soziale Projekte einsetzen, erfolgreicher sind.

Hans Beletz: Kunst schafft Ausgleich in Unternehmen. Es ist eine Freude, die man von höheren Ebenen aufnimmt. Man öffnet sich für neue Ideen und neue Wege.

Und speziell in der Versicherungsbranche?

Hans Beletz: Wenn man kreativ ist, kommen die Ideen in jeder Branche.

Andrea Winkler: Glaube, dass man die Branche etwas aufweichen muss, um mehr Leben reinzubringen. Soziale Projekte können eine Möglichkeit sein. Beispielsweise habe ich eine große Freude, wenn ich in der faircheck-Küche das Bild sehe, das Hans Beletz gemeinsam mit den Kindern bei fairLesen gemalt hat.

Künstler am Werk: Insgesamt entstanden bei fairLesen gemeinsam mit Hans Beletz vier Kunstwerke, die in der Gemeinde Stattegg und im faircheck Headquarter besichtigt werden können.

Ist ein soziales Projekt in Zukunft gemeinsam mit einer Versicherung denkbar?

Andrea Winkler: Ja, auf jeden Fall. Vielleicht auch in Kooperation mit dem SOS-Kinderdorf. Eventuell auch wieder mit Hans Beletz. Desto mehr man macht, umso mehr kann man auch zurückbekommen.

Wie sieht es bei Ihnen aus Herr Beletz?

Hans Beletz: Man muss einfach tun. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich helfe beispielsweise jungen Künstler…

Andrea Winkler: Herr Beletz hat sich außerdem bereit erklärt, Anfang des Jahres gemeinsam mit mir in der Volksschule Kalkleiten einen zweistündigen Malworkshop abzuhalten.

Hans Beletz: Da freue ich mich schon drauf.

 

Fingerfertigkeit: Brigitta Hribernig, Direktorin VS Kalkleiten (rechts außen), brachte faircheck ein von den Kindern gefertigtes Fingerprint-Bild mit.

 

„Bei den Kindern in der Volksschule Kalkleiten ist faircheck großgeschrieben. Die Veranstaltung „fairLesen“, bei der wir heuer bereits zum zweiten Mal dabei sein durften, trägt das Ihrige dazu bei. Als Direktorin kann ich mir nur mehr Partner wie faircheck und Andrea und Peter Winkler wünschen, die mit soviel Herzblut wertvolle Projekte umsetzen.“

Brigitta Hribernig, Direktorin Volksschule Kalkleiten