fairchecker stellen sich vor: Mit Christl Gruber im Interview

Dr. Christl Gruber ist promovierte Archäologin und verstärkt das Backoffice Team in Graz-Stattegg mit ihrer Fachkompetenz als Gutachterin im Immobilienbereich und Immobilienwertermittlung. Im Interview erzählt Sie über die frühe Verbindung zur Sachverständigen-Branche, wie sie zu faircheck gekommen ist, was das Berufsbild des Schadenregulierers auszeichnet und warum sich nach wie vor wenige Frauen dazu berufen fühlen. Weiters erläutert Christl, was es braucht, um die Vorteile von „Reparieren statt Tauschen“ auch in den Köpfen der Versicherungsnehmer zu verankern.

Als ursprünglich selbstständige Archäologin (Schwerpunkt Provinzialrömische Archäologie) war die gebürtige Salzburgerin regelmäßig auf archäologischen Ausgrabungen rund um den Globus unterwegs und führte daneben auch viele archäologische Baubegleitungen von denkmalgeschützten Gebäuden durch. Nebenberuflich unterstützte sie regelmäßig ihren Vater, der als gerichtlich beeideter SV im Baubereich tätig ist. 2017 hängte sie schließlich die Archäologie an den Nagel und wurde hauptberuflich für ein SV-Büro als Sachverständige tätig. Durch jahrelange Erfahrung bei der Begutachtung von unterschiedlichen Bauschäden an Gewerbe- und Hochbauten im SV-Büro lernte sie die oft auch herausfordernde Arbeit als Gutachterin kennen. 2023 wechselte die weitgereiste und vielschichtig interessierte Wahl-Grazerin zu faircheck.

Du bist seit 2023 im Backoffice faircheck-Schadenexpertin und bist promovierte Archäologin. Wie bist du in die SV-Branche gekommen und wie kommt es dazu, dass du heute bei faircheck bist?

Die Zeit als Archäologin hat mich viel von der Welt sehen lassen. Ein Highlight war sicherlich meine Zeit in Belize in Zentralamerika (Orange Walk District), wo wir mitten im Dschungel Maya-Tempel ausgegraben haben. Auch rund um Strettweg, wo der bekannte Kultwagen von Strettweg gefunden wurde, war ich mit zahlreichen Hügel-bzw. Fürstengräbern beschäftigt. Während dieser Zeit konnte ich einige Ergebnisse meines Forschungsschwerpunktes (u.a. römische Villen) publizieren. Ganz besonders stolz bin ich, dass erst kürzlich meine Dissertation „Die römische Palastvilla von Loig“ veröffentlicht wurde und nun auch in Buchform im Handel erhältlich ist.

Eine spannende Zeit, die dennoch 2017 zu Ende ging, als ich mich entschieden habe, in einem Sachverständigen-Büro in Graz als Gutachterin zu arbeiten. Viel Erfahrung habe ich auch durch das Aufwachsen mit einem Baumeister und gerichtlich beeideten Sachverständigen als Vater in die Wiege gelegt bekommen, der mir vieles beigebracht hat. Während meines Studiums habe ich meinen Vater immer wieder bei unterschiedlichen Schadenfällen begleitet und unterstützt. 2017 fällte ich den Entschluss, die Archäologie an den Nagel zu hängen und als Gutachterin für ein Sachverständigen-Büro tätig zu werden. Dort lernte ich auch Siggi Raffald kennen. Für mich war es 2023 Zeit für eine Umorientierung. Siggi Raffald hat mir von der Möglichkeit bei faircheck erzählt. So habe ich Eva Kasper kennengelernt und anschließend beim Schnuppertag alle Kollegen. Ich habe gleich gemerkt, dass es super für mich passt. faircheck war mir auch davor schon ein Begriff, weil häufig die Begutachtungen von Inhaltsschäden durch faircheck durchgeführt wurden, wo das SV-Büro, für das ich seinerzeit tätig war, den Gebäudeschaden abgewickelt hat.

Der wertschätzende und kollegiale Umgang zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitenden ist besonders.

Christl Gruber

Was zeichnet faircheck und das Team im Backoffice deiner Meinung aus?

Der wertschätzende und kollegiale Umgang zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitenden ist besonders. Ich schätze auch das gemeinsame Mittagessen und die netten Gespräche mit meinen Kollegen. Vor Ort im Büro gibt es ein buntes Gemisch an unterschiedlichen Charakteren und jeder hat seine Stärken und Eigenheiten. Es wird also nie langweilig.

Um welche Aufgaben kümmerst du dich noch und was begeistert dich an deinen Tätigkeiten?

Meine Tätigkeiten befassen sich im Wesentlichen mit dem Anlegen von Aufträgen, der Berichtskontrolle, dem Onboarding von neuen Schadenregulierern sowie dem Partnermanagement von Schadenregulierern. Zusätzlich bin ich fit2work-Beauftragte und kümmere mich auch um allgemeine und inhaltliche faircheck-Campus-Themen mit Fokus auf das Jahresmotto „Reparieren statt Tauschen“.

Du beschäftigst dich bei faircheck also auch mit dem Jahresthema „Reparieren statt Tauschen“, wo es darum geht, WIN-WIN-WIN-Situationen im Zuge der Schadenregulierung zu erkennen und bei der Umsetzung zu unterstützen. Wo liegt deiner Meinung der Schlüssel in der Kommunikation mit den Anspruchsgruppen (VN/AST/Regulierer)?

Ich war viele Jahre als Gutachterin vor Ort. Es ist die Pflicht jedes Schadenregulierers, die Reparatur dem Tausch vorzuziehen, wenn es der Schaden zulässt. Natürlich gibt es Schadensfälle, wo nicht mehr repariert werden kann und getauscht/erneuert werden muss. Die Schadenregulierer bei faircheck haben diesen Auftrag natürlich in ihren Genen. Im Grunde ist es also nichts Neues. Es ist eher die Kommunikation hin zum Versicherungsnehmer, der bei einer Neuwertversicherung den Tausch vorziehen wird. Es geht also darum, die Vorteile einer Reparatur – insofern diese möglich und dauerhaft ist – aufzuzeigen. Neben der Ressourcenschonung gibt es weniger Schmutz und die Wohnung ist schneller wieder bewohnbar. Die Reparatur kann vor Ort durchgeführt werden, man ist weniger mit überhöhten Preisen und langen Lieferzeiten konfrontiert. Hier geht es also definitiv darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass eine Reparatur kein schlechteres Ergebnis bringt.

Beim Versicherer ist das Bewusstsein bereits vorhanden. In unseren Schadenberichten wird die Möglichkeit der Wiederherstellung durch eine Reparatur immer schriftlich kommuniziert. Es wird also darauf hingewiesen, wenn eine Reparatur möglich ist. Wenn man vor Ort ist und weiß, dass eine Reparatur möglich ist, dann muss man dem Kunden die Vorteile einer Reparatur nachvollziehbar erläutern. Vorher-Nachher-Bilder können helfen. In jedem Fall muss ihm aufgezeigt werden, dass die Reparatur kein schlechteres Ergebnis bringt und ebenso Gewährleistung auf die durchgeführte Reparatur besteht. 

Beim Thema „Reparieren statt Tauschen“ geht es definitiv darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass eine Reparatur kein schlechteres Ergebnis bringt.

Christl Gruber

Im Bereich der Reparaturmöglichkeiten hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Was ist hier erwähnenswert?

Einige Firmen sind heute auf die dauerhafte Sanierung von Materialoberflächen spezialisiert. Die Oberfläche kann also wieder angepasst bzw. hergestellt werden, sodass man keinen Unterschied zum ursprünglichen Bestand erkennt. Es gibt auch einige Firmen, die beschädigte oder nicht mehr verwendete Bauteile wieder verwenden und weiter verwerten – etwa als Designer-Stück oder als wiederverbauter Hingucker in einem Gebäude.    

Jetzt noch eine Frage am Rande: Was machst du als fit2work-Beauftragte?

Als fit2work-Beauftragte habe ich ein Auge auf das psychische und physische Wohlbefinden meiner Kollegen und wenn ich merke, dass es einem nicht so gut geht, dann bin ich da. Ich war schon immer ein „Klassensprechertyp“. Ich tue das gerne und bin vom Wesen her jemand, der auf andere schaut und auch mal das Wort für einen ergreift, wenn es notwendig ist.  

Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen und Chancen, wenn man in der Schadenregulierung tätig werden möchte?

Die größte Herausforderung ist die Kommunikation zwischen den Beteiligten mit allen an einem Schadenfall involvierten Parteien. Man fungiert oft als Sprachrohr zwischen Auftraggeber, Versicherungsnehmer und Geschädigten. Wesentlich ist die objektive Beurteilung des Schadenfalles – ohne Sympathien für den einen oder anderen.

Eine Herausforderung kann es sein, wenn man jünger ist und noch nicht so viel Erfahrung hat und bei der Vorort-Besichtigung ein älterer und erfahrener Sachverständiger dabei ist. Obwohl man dasselbe Know-how hat, kann es vorkommen, dass man nicht ernst genommen wird. Ein gewisser Konkurrenzkampf besteht.

Die Chancen sind, dass man in der Arbeit als Schadenregulierer ein breites Spektrum an unterschiedlichen Leuten kennenlernt und sich ein gutes Netzwerk aufbauen kann.  

Als Schadenregulierer ist man Sprachrohr zwischen Auftraggeber, Versicherungsnehmer und Geschädigten. Wesentlich ist die objektive Beurteilung des Schadenfalles – ohne Sympathien für die eine oder andere Partei.

Christl Gruber

Warum gibt es deiner Meinung nach wenige Frauen in diesem Berufsbild?

Das liegt meiner Meinung nach daran, weil sich Frauen oft selbst unterschätzen. Es ist eine männerdominierte Branche. Viele denken, sie können da nicht mithalten. Bau ist immer schon männerdominiert gewesen. Am Anfang hatte auch ich als Frau meine Bedenken. Wie reagiert ein Versicherungsnehmer, bei dem ich einen Leitungswasserschaden oder anderen Schaden begutachte und wo andere Sachverständige oder Sanierer dabei sind? Im Endeffekt habe ich nur positive Erfahrungen gemacht. Das hat generell sicher auch damit zu tun, wie man auftritt bzw. wie man seinem Gegenüber begegnet.

Welche fachlichen oder auch sonstigen Weiterbildungen hast du für dich 2023 geplant?

Ich werde im Juni die EU-Zertifizierung zur Sachverständigen für die Bewertung von Schäden an Gebäuden nach DIN EN ISO/IEC 17024 absolvieren.


Wo trifft man dich in der Freizeit bzw. wenn du nicht bei faircheck tätig bist?

Ich gehe oft mit meinem Partner und unserem Hund Fin spazieren und wandern. Unser Kater Henry hütet derweilen Haus und Garten. Ich genieße und schätze die Zeit mit meiner Familie und meinen Liebsten. Im Sommer genieße ich die Zeit im Grünen und gehe gerne schwimmen – früher war ich sogar bei Meisterschaften im Kraul- und Rückenschwimmen dabei und habe einige Preise gewonnen. Ich bin gerne künstlerisch tätig. Mein Traum war immer Kunst und Design zu machen. Wenn ich Zeit habe, setze ich mich in den Keller und male.